Physikalisch ist Hangaufwind im Flachland einfach zu erklären :

Wind weht gleichmäßig aus einer Richtung, gegen ein ansteigendes Hindernis. Das Hindernis wird überströmt. Fertig.

HangaufwindprofilGanz so trivial ist es nicht. Aber betrachten wir zunächst den Idealfall im Bild rechts.

Der Wind sollte zumindest nach oben nicht abnehmen, besser ein wenig stärker werden. Die niedrigen Stromlinien werden nach oben abgelenkt. Die Stromlinien verdichten sich sogar etwas, die Windgeschwindigkeit über dem Hang erhöht sich ein wenig. Und vor dem Hang bildet sich dann ein Aufwindfeld.

 

Der Hang ist in der Realität (ich habe mich ein wenig an den Gegebenheiten am Wesergebirge bei Rinteln orientiert) wirklich so flach. Die maximale Hangneigung liegt bei 20 °. Eigentlich habe ich sogar noch etwas übertrieben. Der Hang ist eigentlich noch flacher. Ich habe hier einen Anstieg um 250 m skizziert. An der Weser liegt aber der Hangfuss schon auf 85 m und die Hangkrone bei nur 240 m.

Die äußere gestrichelte Linie begrenzt das Aufwindfeld, der innere Bogen den Bereich der optimalen Hangentfernung und -höhe. Bitte beachte, beim Hangfliegen kommt es meist nicht auf die Höhe an, um die du den Hang übersteigen kannst. In Rinteln, das hast du sicher schon im OLC gesehen, wird mit hoher Fahrt am Hang entlang gefräst, um mit Jojos Strecke zu machen. Und der innere Bogen bezeichnet den Bereich, in dem das am Besten geht. Für Hänge im Flachland so wie an der Weser ist das in der Regel der Bereich zwischen halber und dreiviertel Hanghöhe.

Betrachten wir das mal in konkreter :

Der physikalische Hangaufwind ergibt sich bei einem gegebenen Hangneigungswinkel alpha und gegeben Wind zu

Steigen [m/s] = sin ( alpha ) * Wind [km/h]  /  3,6

In Zahlenwerten

                   
  15 km/h Wind   15,0 Grad Hangneigung   1,1 m/s  Luftsteigen  
  15 km/h Wind   20,0 Grad Hangneigung   1,4 m/s  Luftsteigen  
  15 km/h Wind   25,0 Grad Hangneigung   1,8 m/s  Luftsteigen  
  15 km/h Wind   30,0 Grad Hangneigung   2,1 m/s  Luftsteigen  
  15 km/h Wind   45,0 Grad Hangneigung   2,9 m/s  Luftsteigen  
                m/s  Luftsteigen  
  20 km/h Wind   15,0 Grad Hangneigung   1,4 m/s  Luftsteigen  
  20 km/h Wind   20,0 Grad Hangneigung   1,9 m/s  Luftsteigen  
  20 km/h Wind   25,0 Grad Hangneigung   2,3 m/s  Luftsteigen  
  20 km/h Wind   30,0 Grad Hangneigung   2,8 m/s  Luftsteigen  
  20 km/h Wind   45,0 Grad Hangneigung   3,9 m/s  Luftsteigen  
                   

Das sind die physikalischen Steigwerte der Luft vor dem Hang. Davon muss das Eigensinken des Flugzeugs abgezogen werden. Da wird klar, dass dieser Hang erst ab einer Windgeschwindigkeit von 15 - 18 km/h verlässlich funktioniert.

 Hangfuss mit Hindernissen

Hang mit Karen (Quelle Bad Hohenems)Der Querschnitt des Aufwindfeldes und die Stärke des nutzbaren Handwindes hängen ab

  • von der Windstärke, genauer vom Windprofil (also ob der Wind von der Talsohle bis zur Hanghöhe und darüber zunimmt oder abnimmt oder gleich bleibt),
  • von der Hindernisfreiheit vor dem Hang (Hindernisse stören den Hangwind un d lassen erst in größeren Höhen eine komfortable Nutzung zu),
  • von der Form des Hanges (plötzlich steil ansteigende Wände erzeugen höhere Steigwerte, können jedoch erst viel höher über der Talsohle genutzt werden als flache Hänge -> Totwasser).
  • von der Form des Hangs (glatte Kante, Kare, Felsspitzen)

 

Auch wenn ein Hang ideal im Wind liegt, kann es vorkommen, dass er kein Steigen, sogar Fallen, bringt.

In Deutschland sind Windlagen, in der die Hänge genutzt werden können, oft gekoppelt mit Kaltfrontdurchgängen - und die gehen bekanntlich mit erhöhter Labilität und Thermik einher. Und wenn da ein starker Bart im Wind auf den Hang zu wandert, kann es vorkommen, dass der Absinkbereich um den Bart herum den Hangwind zunichte macht. In Schauern kommt der Hangwind fast immer zum Erliegen.

 

Hangwind im Gebirge kann, muss nicht, anders strukturiert sein als Hangwind im Flachland.
Darauf gehe ich in einem späteren Kapitel ein.

 

In Deutschland gibt es nur wenige prominente Hänge, die sich fürs Segelfliegen eignen und von überörtlicher sportlicher Bedeutung sind : Der Teutoburger Wald, das Wiehengebirge mit dem Weserbergland, Ith, Hils, und in Grenzen die Hessische Bergstraße, an der schon sogenannte Vorgarten-Tausender geflogen worden sind.

 

 Teutoburger Wald

Bergstraße

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wiehengebirge und Weserbergland

Appallachen

 

Die wirklich prominenten Hänge, die sportliche Höchstleistungen ermöglichen, liegen im Osten der USA. Dem Nordwestwind stellen sich die Apalachen über eine Breite von mehr als 800 km entgegen. Dort sind von Carl Striedick in den 1970-er Jahren zum ersten Mal 1500 km geflogen worden.