Seit den 1980-ern sammeln die Segelflieger Koordinaten. Zunächst, vor 1995, wurden sie nur gebraucht, um die Strecken für FAI-Leistungsabzeichen zu errechnen. In den Neunzigern änderte sich die Nutzung durch die Logger, mit deren Hilfe Umrundungen von Wendepunkten durch die Aufzeichnung der GPS-Plots dokumentiert werden konnten. Zeitgleich erschienen die ersten Navigationssysteme und Moving Maps auf Basis der GPS-Signale, mit deren Hilfe Koordinatenpunkte gezielt angeflogen und umrundet werden konnten.
In der Vor-GPS-Zeit wurden Wendepunkte visuell angesteuert und die Umrundung fotografisch dokumentiert. Erst im Nachgang, bei der Beurkundung für Leistungsabzeichen, mussten Koordinaten eingesetzt werden.
Mit den GPS-Geräten veränderte sich diese Sicht: Die Koordinaten hatten Vorrang, denn diese wurden angeflogen. Eigentlich war damit eine Landmarke (auf der Erde unter der Koordinate) gar nicht mehr unbedingt notwendig, um einen Streckenflug zu dokumentieren. Allerdings hat die Erfahrung unter den Piloten gezeigt, dass das Fliegen nach Landmarken einfacher und angenehmer ist als das Anpeilen von virtuellen Wendepunkten.
Deshalb war das Interesse groß, die Benennung echter Landmarken mit deren wahren Koordinaten (und einigen anderen Attributen) zusammen zu speichern. Es entstanden über die Jahre große Kataloge von diesen Daten mit vielen Tausenden solcher Datensätze. John Leibacher hat es sich zur Aufgabe gemacht, auf seinem SoaringServer alle diese Kataloge vorzuhalten.
Eine Krux bei diesen Katalogen war und ist, dass gleiche Landmarken in den verschiedenen Katalogen NICHT notwendigerweise mit den gleichen Koordinaten gepaart sind.
Die andere Krux ist, dass man sich nicht auf die Genauigkeit der angegebenen Koordinaten verlassen kann, auch dann nicht, wenn sie nach Angabe der Quelle aus einer als vertrauenswürdig einzustufenden Quelle stammen sollten (Beispiel: FAA Daten aus dem Soaring Server von John Leibacher).
Einfacher ausgedrückt: Die Piloten haben keine Gewissheit, dass die Koordinaten, die sie nutzen, auch wirklich diese Landmarken genau beschreiben. Das fällt dann sofort ins Auge, wenn man von SoaringServer (oder einer anderen Quelle) zwei verschiedene Dateien runterlädt und vergleicht, z.B. vom Alpenraum. Da wird evident, dass eine Landmarke, z.B. Rax Bergstation, nicht in allen Dateien mit den gleichen Koordinaten assoziiert wird. Ich habe zur Zeit 16 inkorrekte Varianten der Rax in der Datenbank und eine korrekte.
"Wen kümmert das ?" - Diese Frage ist durchaus berechtigt.
Dieses Qualitätsmerkmal der Daten (gleiche Koordinaten für die gleiche Landmarke in allen Katalogen) ist eigentlich nur im Rahmen zentraler Wettbewerbe unverzichtbar. Die Piloten nutzen unterschiedliche formatierte Dateien, weil sie unterschiedliche Navigationsinstrumente beschicken müssen. Aber die unterschiedlich formatierten Dateien werden aus einem gemeinsamen Datenpool erstellt. Für alle ist Punkt XYZ der gleiche, nur je Formatierung verschieden dargestellt. Die Koordinaten unterschiedlich formatierter Datensätze sind dann gleich.
In allen anderen Situationen, beim zwanglosen Überlandflug, tut es dem fliegerischen Spaß und Erfolg kaum Abbruch, wenn zwei befreundete Piloten mit leicht verschiedenen Koordinaten fliegen, aber den gleichen Wendepunkt (Landmarke) meinen.
Eine Notwendigkeit für hohe Genauigkeit als Qualitätsmerkmal der Koordinaten lässt sich jedoch daraus ableiten, dass ein Zahlendreher in den Minuten oder Sekunden einer Koordinate den Wendepunkt des Fluges an einen orographisch schwer anfliegbaren Ort legen kann, zum Beispiel mitten ins Tal, wenn der Flugweg immer am Hang entlang führt.
Für andere Koordinaten, die nicht nur einfache Wendepunkte beschreiben, sondern Flugplätze oder Pässe, ist „absolute“ Genauigkeit unverzichtbar. Hier kann die Sicherheit des oder der Piloten von der Akkuratesse der Daten abhängen, denn auf diese Punkte werden Endanflüge ausgerichtet.
Fazit:
Es wäre schick, wenn man als Pilot einen fremden Katalog in seine Navigationsinstrumente laden könnte und dabei sicher sein könnte, dass er keine Fehlinformationen enthält, dass die Koordinaten und die Landmarken übereinstimmen, dass die Kataloge keine Dubletten enthalten, dass die Informationen genau sind.
Was heißt dabei "genau" ?
Die gängigen Darstellungsformen für den Austausch von Wendepunktinformationen sind [NSEW][DEG][MIN][SEC] und [NSEW][DEG][MIN][DECMIN]. Damit lassen sich bei sekundengenauer Darstellung Punkte am Äquator bis auf ca. +- 31 m festlegen. Bei Darstellung mit dreistelligen Dezimalminuten ergibt sich am Äquator eine Unsicherheit in der Punktfestlegung von ca. +- 1,8 m. Diese letzte Darstellung reicht also aus, um einen Ameisenhaufen zu umrunden.
Eine solche vertrauenswürdige Quelle von Daten stelle ich zur Verfügung.
Mein Ziel ist es, euch die Möglichkeit zu geben, aus meiner Datenbank genau die Daten herauszuziehen, die ihr braucht, aber nicht mehr Daten als ihr braucht, denn mit zu viel Daten werden die Bordrechner lahm.
Mein Ziel ist es, aus der Datenbank alle Dubletten und Synonyme zu entfernen und die Homonyme zu finden und aufzulösen.
Mein Ziel ist es, jeden Interessierten in die Pflege dieser Daten mit einzubinden.
Mein Ziel ist es, die Qualität (Genauigkeit, Vollständigkeit, Dublettenfreiheit) dieser Daten transparent zu machen und für jede Koordinate einen Lebenszyklus vorzugeben, der diese Daten in Richtung höherer Qualität führt.
Ich selbst habe schon 1985 PC-gestützt einen Katalog von Koordinaten gepflegt und tue das immer noch. Viele andere Piloten und Interessierte tun das auch. Austausch findet statt, Kataloge werden gemischt, Dubletten bekämpft, aber es gibt keinerlei Verabredung, wie zusammen gearbeitet werden kann, damit die Koordinaten genauer werden. Dazu möchte ich eine Kooperationsbasis aufbauen.
Bis vor wenigen Jahren (vor Google Earth) war es nur wenigen Leuten möglich, Koordinaten wirkungsvoll genauer zu machen. Sie besaßen Karten in einem genügend kleinen Maßstab (1:10.000, 1:25.000), um Landmarken auf den Karten zu lokalisieren und die Koordinaten aus der Karte abzulesen.
Ich selbst habe das in der Vorbereitung der ersten gesamtdeutschen Meisterschaft in Neustadt/Glewe 1994 auf Basis von topographischen Karten 1:25.000 getan, besser gesagt, versucht. Diese Meisterschaft habe ich als Teilnehmer erlebt und konnte so selbst feststellen, dass einige der von mir selbst nach Karte erfassten Koordinaten deutlich von der Wirklichkeit abwichen. Diese Unstimmigkeiten sind damals deshalb aufgefallen, weil zwar nach Koordinaten navigiert wurde, aber fotographisch beurkundet wurde. Ihr könnt euch vorstellen, dass ich angegriffen wurde. Nach der Meisterschaft habe ich die Koordinatenentnahme aus der Karte bei den fraglichen Punkte noch einmal nachvollzogen. Ergebnis: Ich hatte keinen einzigen Fehler gemacht. Offensichtlich waren einige Bahnhöfe auf der Karte an der falschen Stelle eingetragen (bis zu 5 km). Karten werden auf Basis von Vermessungen gezeichnet. Qualitätssicherung ist da nicht ganz einfach, eher aufwändig und teuer - und wird deshalb vernachlässigt. Zur Ehrenrettung unserer Kartographen muss ich hinterherschicken, dass die Kartenfehler sich ausschließlich in Karten fanden, die nicht aus Deutschland stammten. Es gab so kurz nach der Wende noch gar keine 1:25.000-er oder 1:10.000-er Karten der östlichen Bundsländer aus westlichen Quellen, zumindest noch keine öffentlich zugänglichen). Ich musste mich auf die Karten abstützen, die es aus den neuen Bundesländern gab, und das waren russische Karten. Vielleicht wollten die uns das Zielen nicht so einfach machen. Irgendso ein Bahnhof kurz vor Anklam in Mecklenburg-Vorpommern an einer einspurigen Strecke hatte sicher strategische Bedeutung. Honny soit qui mal y pense.
Heutzutage ist die Situation viel einfacher. Wir haben Google Earth. Hier kann jeder einen Punkt auf der Erdoberfläche identifizieren und die Koordinaten ablesen. Google Earth verzerrt die Satellitenbilder so, dass sie koordinatengerecht sichtbar sind. Dabei wird das WGS84-Ellipsoid zugrunde gelegt. Auf dem gleichen Ellipsoid basieren auch die Fixes, die die GPS-Empfänger liefern. Das bedeutet, die Navigation auf Basis des GPS-Signals und die Koordinatenrechnung von Google stimmen sehr genau überein. Damit bildet Google Earth eine wunderbare Referenz für die Genauigkeit der Koordinaten unserer Landmarken in den Katalogen.
Nun kommt der Zinken:
Es sind sehr viele Koordinaten in den Katalogen. Sie alle zu überprüfen ist aber auch nicht notwendig. Nur wenige, zum Beispiel Außenlandefelder, Flugplätze und Pässe, müssen unverzichtbar qualifiziert werden. Darüber hinaus ist es nur sinnvoll und notwendig, die Daten von Wendepunkten für anstehende Wettbewerbe zu qualifizieren.
Aber selbst das kann ich nicht alleine leisten. Da möchte ich die Interessierten unter euch einspannen. Wie das gehen soll, erschließt sich (sollte sich erschließen :-) ) aus den kommenden Artikeln.