In den Bergen wirst du ein Phänomen kennen lernen, das es im Flachland nicht (oder besser: nur in ganz ganz abgeschwächter Form) gibt, denn Talwindsysteme sind orographisch bedingt.
Eine gut verständliche aber umfassende Erklärung für dieses Phänomen findest du in Martin Dinges' Buch : Die Entwicklung der Thermik im Gebirge.
Hier folgt nun zuerst meine - populistisch vereinfachte - Erklärung. Fridolin, bitte friss mich nicht.
Die hohen Gipfel der Alpen und ihre nach Osten geneigten Flanken und auch die nord-südlich ausgerichteten Täler mit ihren nach Osten geneigten Talflanken sind der Morgensonne ausgesetzt. Sie heizen sich auf, erwärmen dann die darüberliegende Luft und die setzt sich in Bewegung nach oben. In den Tälern muss Luft nachströmen. Im Laufe des Vormittags entsteht so ein talaufwärts gerichteter Wind, der stellenweise sogar Sturmstärke annehmen kann.
Dabei spielt eine entscheidende Rolle (und das ist der Teil der Theorie, der den meisten Piloten nicht bekannt ist, aber in Fridolins Buch beschrieben wird), dass die Gebirgsstöcke mit ihrer "Luftverdrängung" diese Efekte verstärken : Sie veringern die Luftmenge, die aufgeheizt werden muss, um Luft anzusaugen. Es entstehen lokale kleine Tiefdruckgebiete, an einigen Stellen sichtbar durch die gehäufte Schauer- oder Congestus-Bildung (Beispiel : Les Monges - Blayeul).
Dieser Wind kann an vielen Stellen zum Hangsegeln genutzt werden. Prominente Orte dazu sind der Guillaume am Lac de Serre-Ponçon und der Prachaval bei St. Crepin.
Im Laufe des Tages wandert die Sonne auf die Westhänge der Berge und Täler und hält diesen Talwindstrom in Gang.
In der Nacht kühlen diese Flanken aber auch besonders gut aus - und dann setzt die entgegengesetzte Luftbewegung ein: der Wind talabwärts.
Diese Tal- und Bergwindsysteme sind verwandt, aber nicht wesensgleich, mit den regelmäßig wechselnden See- und Landwinden an der Küste bei ruhigen Hochdrucklagen.