Das ist ein episches Thema und Problem der Segelflieger. Du musst den Urin loswerden, sonst gefährdest du dich selbst.
Also: Wo pinkelst du rein? In eine Plastiktüte! Aber Vorsicht! Die sind nicht immer dicht. Da solltest du die Sorte und Qualität auf der Erde ausprobieren.
Nächstes Problem: Sitzposition und Kälte lassen bei vielen Männern ihr bestes Stück auf Minimalgröße schrumpfen. Da entstehen dann Probleme der Dichtigkeit am Übergang Pimmel-Plastiktüte. Dieses Problem ist stark von der Bauform abhängig, des Piloten (vielleicht mit Bauch) und des Flugzeugs (Knick in der Sitzposition oder mehr liegende Position).
Da hilft nur Üben. Das musst du am Boden mal oder mehrmals durchexerzieren, ist aber nicht ganz einfach. Jedes einsam stehende Flugzeug, in dem eine Person über längere Zeit mit hochrotem Kopf sitzt, zieht automatisch Zuschauer an - und dann geht's gar nicht mehr. Was du auf keinen Fall machen darfst, ist, dir den Stress des Erstpinkelns auf einem großen wichtigen Flug einzuhandeln. Das kostet leicht 500 m Höhe oder eine Außenlandung.
Die nächst aufwändigere Variante der Problemlösung ist der Einsatz eines selbstklebenden Urinalkondoms (Inkontinenzartikel aus dem Sanitätshaus). Diese Schnullis haben eine weiche Gummiröhre als Auslauf, an den du eine Tüte dran halten kannst oder an die du einen Urinbeutel (auch aus dem Inkontinenzbedarf) dran stecken kannst. Das Urinalkondom wird vor dem Flug angelegt und bleibt auf dem guten Stück drauf bis nach der Landung.
Nun noch ein ganz besonderer Rat: Wenn du diese Sorte Kondom anlegst oder entfernen willst, ist dein kleiner Freund sicher nicht der Meinung, dass er freudig erregt die Gegend beherrschen muss. Unter anderem deshalb, weil dein Pimmel sich im Busch versteckt, der Feigling, läufst du beim Auf- und Abrollen des Kondoms Gefahr, - unter Absingen schmutziger Lieder, weil das wehtut - diverse Haare mit einzukleben und abzureißen. Abhilfe schafft eine beherzte Rasur. Das ist zwar auch gewöhnungsbedürftig, aber sicher die angenehmere Lösung.
Wie hat der gute Rhön-Vater Ursinus gesagt: "Opfer müssen gebracht werden!". Wenn es denn bei ein paar Haaren und einem frischen Gefühl am Gemächt bleibt ...
Oben siehst du einen Prospekt davon. Es gibt drei Größen. Eine kleine Warnung : Den Durchmesser nicht zu klein wählen, sonst stellt der Gummi den Saft ab, es gibt Rückstau im Harnleiter und das schmerzt saumäßig, wenn Druck auf der Leitung ist.
Die Benutzung einer Plastiktüte trägt noch das kleine Ungemach mit sich, dass am Ende der Pinkel-Prozedur immer ein paar Tropfen im Urinalkondom zurück bleiben. Die laufen raus, wenn du die Tüte wegnimmst. Das Verfahren ist also nicht ganz hygienisch.
Die Alternative mit den Urinbeuteln ist da besser. Hier gibt es aber ab und zu ein anderes Problemchen im Detail : Der Urinbeutel ist so konstruiert, dass du ihn verkehrt rum halten kannst, ohne dass die Soße raus läuft. Er hat am Einlauf dafür ein Rückschlagventil. Das besteht aus zwei Plastiklippen, die zurücklaufende Flüssigkeit aufhalten. Diese beiden Plastiklippen sind bei lange gelagerten Urinbeuteln manchmal miteinander verklebt. Phantasiebegabte Leser können sich vorstellen, wie das endet. Mit genügend Druck auf der Blase verliert das Urinalkondom die Contenance, wird zuerst zu einer sich ballenden Wurst, dann orangenförmig, die Verbindung zum Schlauch in den Urinbeutel und/oder zu deinem Pimmel wird abgesprengt und dann macht der Schnulli für drei schreckliche Sekunden den Berserker, bis er wieder leer ist.
Diese Art von katastrophaler Sauerei verhinderst du zuverlässig, in dem du den Urinbeutel am Boden vor der Nutzung mal probeweise aufbläst. Diese Beutel gibt es (wie im Foto) mit Entleerungsventil oder ohne.
Es ist sinnvoll, das Entleerungsventil nach dem Ablassen der Luft, vor dem Befüllen mit anderen Stoffen wieder zu schließen (seufz).
Bei allen bisher beschriebenen Entsorgungsmethoden muss sich der Piloteur vor dem Flug Gedanken machen, für welche Entsorgungsvolumina er Vorsorge treffen muss, sprich Tüten oder Beutel mitnehmen will.
Die Menge an Flüssigkeit, die du ausscheidest, entspricht an einem langen Flugtag mindestens der Zufuhrmenge, meist ist es mehr. Du bringst ja Flüssigkeit im Körper mit zum Start. Auf drei (3) Liter Urin solltest du dich mindestens einstellen.
Du kannst das experimentell klären: Probiere einfach aus, wieviel Bier nach einem langen Flug in dich rein geht, bis du wieder überläufst. Für diese Menge musst du mindestens Vorsorge treffen.
Übrigens : Es ist keine gute Sitte, diese goldgelb gefüllten Beutel fest verschlossen aus dem Cockpit-Fenster zu schmeißen. Du willst ja auch nicht, dass so eine Pissbombe mit 150 Sachen dein Autodach durchschlägt. Wenn du die Tüten schon los werden willst, dann bitte ohne Knoten. Sie werden sich dann auf der Reise nach unten von selbst leeren.
Jajaja, Umweltverschmutzer. Es gibt aber auch Beutel, die sich - zumindest nach Herstellerangaben - schnell (?) zersetzen.
Es ist mir klar, dass es da schon einiger Übung bedarf, straff gefüllte Tüten aus dem Fenster zu bugsieren, ohne dass sich die Tüte ins Cockpit hinein an dir rächt. Die Tüten nicht so voll zu machen ist eine gute Strategie, bedarf aber auch der Übung der Beckenbodenmuskulatur, weil : Wenn's läuft, dann läuft's halt.
Wenn du deinen Ballast literweise rausschmeißt, musst du dich nicht wundern, dass andere am Ende des Tages besser gleiten als du. Dafür kannst du am Abend besser kurbeln, weil deine Kiste schwanzlastig geworden ist.
Denk bitte daran, dass im Doppelsitzer dein Hintermann das Fenster nicht offen haben darf, wenn du eine Tüte LEERST. Auf diese Art und Weise sind schon angehende Segelfliegerehen im Ansatz zerstört worden, weil das Mädchen von der Brühe im Gesicht daran erinnert wurde, dass der ins Auge gefasste Gemahl - vorne im Flugzeug sitzend - wohl doch nicht den Überblick hat, den sie sich von ihrem zukünftigen Ehegespons erwünscht.
Horst hat in seiner DG die fast ultimative Lösung für das Entsorgungsproblem. Unmittelbar hinter dem Knüppel gibt es da ein Röhrchen nach unten draußen, durch das im Fall des Falles ein Instrumentenschlauch gesteckt wird, der wiederum am Schnulli vom Urinalkondom steckt. Und so pinkelt der Horst friedlich vor sich hin und muss sich nicht um den Füllegrad diverser Beutel oder Tüten kümmern. Seine einzige Sorge ist, dass der Schlauch mal einfriert. Das ist natürlich schon mal passiert und hat dann die die weiter oben skizzierte Katastrophe heraufbeschworen (Stichwort : Berserker im Cockpit). Da gibt es aber eine technische Abhilfe. Inzwischen habe ich ein T-Stück eingebaut, das an einen Schlauch anschließt, in den ich reinpusten kann. Dann ist der Schlauch nach draußen leer und friert auch nicht mehr ein :-).
Auf Nachfrage eines einzelnen Herrns : Selbstverständlich hat dieser Verlängerungsschlauch einen Stopfen.
Außerdem hat der gute Horst noch ein weitere Methode ausprobiert, sich einzusauen: Das Urinalkondom ist ja nicht wie ein Anti-Schwangerschaftskondom in ganzer Länge am Penisschaft anliegend, sondern hat vorne die Verlängerung mit dem Gummitubus, in den der Schlauch gesteckt wird. An dieser Stelle ist es doch tatsächlich möglich, das Kondom zu verdrehen und damit zu verschließen, wenn der Schlauch gedreht wird. Murphys Gesetz: Was schief gehen kann, geht auch mal schief (Stichwort : Berserker im Cockpit).
Wenn du die Tüten rausschmeißt oder nach draußen entleerst (auch bei der Horst'schen Schlauch-nach-draußen-Methode), wird Urin gegen den Rumpf des Flugzeugs klatschen. Es versteht sich von selbst, dass daraus weder Firniss noch Patina werden darf. Das muss abends runter gewaschen werden. Du musst darauf achten, dass der Urin eventuell in Spalten eingedrungen sein kann, wo Metallbeschläge frei liegen. Hier wird es gefährlich. Urin ist stark korrosiv (eben ätzend). Das muss ganz sorgfältig gesäubert und gefettet werden. Betroffen sind da unter dem Rumpf Kupplung, Fahrwerk (auch wenn es eingefahren ist !), Spornrad und die Beschläge des Seitenruders. Wenn die Entsorgung durch das Fenster stattfindet, dann trifft es die Bolzen und Beschläge am Flächenanschluss (ein Löchli ist immer in der Abklebung) und die genannten Metallteile am Schwanz.