Ebene Karten der Erde sind zwangsläufig immer "falsch", denn es ist schlicht unmöglich, die Fläche einer Kugel "flach zu hämmern", ohne dass dabei Abbildungsfehler entstehen.
Stell dir vor, die Erdkugel wird in eine Papierrolle eingepackt, und zwar so, dass die Papierrolle die Erde genau am Äquator berührt. Jetzt stell dir weiter vor, im Erdmittelpunkt steht eine Kerze, die von allen Strukturen auf der Erdkugeloberfläche Schatten auf die Innenseite der Papierrolle wirft (projiziert - deshalb Abbildung = Projektion).
Ganz nahe am Äquator werden die Schatten die Strukturen auf der Erdoberfläche genau abbilden. Je weiter vom Äquator weg aber die Schatten werfende Struktur auf der Erdoberfläche liegt, desto weiter wird der Schatten vom Äquator weg gestreckt, also fehlerhaft abgebildet.
Diese Art der Projektion nennt man Zylinder-Projektion. Der Name ist selbsterklärend.
Wenn man die Papierrolle konisch macht und damit zum Beispiel auf der Nordhalbkugel den 50-ten Breitenkreis berührt, nennt man diese Abbildung eine Kegelprojektion.
Würde man den Kegel etwas enger machen und die Kugel beiderseits des (Beispiel) 50-ten Breitenkreises leicht schneiden lassen, erhält man eine verbesserte Kegelprojektion (Lambert'sche Schnittkegelprojektion). Die ist in einem breiteren Band um den 50-ten Breitenkreis genauer als die normale Kegelprojektion. Die beiden Breitenkreise, bei denen der Konus die Kugel schneidet, heißen Standardparallelen. An den Standardparallelen ist die Abbildung verzerrungsfrei und sie ist insgesamt winkeltreu.
Die Karten, mit denen du als Segelflieger umgehen musst, das sind ICAO- oder Jeppessen-GPS-Karten im Maßstab 1:500.000. Diese Karten tragen die oben erklärte Lambert'sche winkeltreue Schnittkegelprojektion. Die Bezugsbreiten (Standardparallelen) findest bei deutschen ICAO-Karten auf der Rückseite der Karte unter der Kartenschnitt-Skizze. Das Gradnetz in diesen Karten ist NICHT rechtwinklig und die Breitenkreise sind NICHT gerade. Eine Line als Kurs entnommen aus dieser Karte entspricht (fast - Winkeltreue) dem Großkreis (auch Orthodrome genannt). Die Fehler an der Rechtwinkligkeit und die Krümmung der Kurve in den Breitenkreisen sind so gering, dass du sie für die Zwecke, die beim Segelfliegen vorkommen, nicht beachten musst.
Breitenkreise und Meridiane, die volle Grad-Zahlen haben, werden gewöhnlich mit einem feinen Raster gezeichnet, an dem 5 oder 10 Sekunden abgelesen werden können. Mit einem langen Lineal ist so möglich, die Koordinaten eines Punktes auf 2 - 3 Sekunden genau aus der Karte abzulesen.
Die Längenkoordinate wird dabei "fehlerfrei" abgelesen. Bei der Breitenkoordinate wirst du aber zwangsläufig einen kleinen Fehler machen (Prinzip siehe links). Du wirst immer eine Koordinate messen, die ein klein wenig zu weit nördlich ist (Nordhalbkugel - auf der Südhalbkugel umgekehrt). Der Fehler wird umso ausgeprägter, je weiter du vom Äquator weg bist. In unseren Breiten ist dieser Fehler für die Zwecke des Segelfliegens vernachlässigbar.
Zur Kursbestimmung kannst du diese Karte wie eine ebene Erdoberfläche betrachten. Allerdings musst du dein Kursdreieck immer möglichst in der Mitte der Strecke an einen Meridian legen.
Damit hast du alle elementar notwendige Werkzeug zusammen, um eine Überlandflugvorbereitung zu erarbeiten.