Unter dem Mt. BlancFliegen im Gebirge bringt für uns Flachländer deshalb so viel Stress mit sich, weil wir keine Routine im Umgang mit den Tücken des Gebirges haben.

Junge Piloten, die bei Alpenvereinen groß werden, sind mit diesen Gefahrenmomenten vertraut. Sie haben das „mit der segelfliege­rischen Muttermilch“ aufgesogen und deshalb kaum Stress damit.

Wir Flachländer müssen uns diese Routine erst aneignen, und wir laufen Gefahr, bei wenigen Stunden Alpenflug pro Jahr, diese Routine von Saison zu Saison schon wieder zu verlieren.

Das Fliegen im Gebirge fordert all das, was den Streckensegelflug im Flachland ausmacht, und dazu kommen noch mehr Stressoren :

  • Der Sauerstoffmangel ist allgegenwärtig. Das Sauerstoff-Handling kostet Aufmerksamkeit.
  • Der Verlust an Elektrolyten im Flug ist größer als im Flachland, verursacht durch Schweiß, Kälte und indirekt durch Sauerstoffmangel. Durch Elektrolytmangel, nicht durch Durst(!!), wird man müde, unaufmerksam, bekommt Kreislaufschwierigkeiten und Krämpfe.
    -> Calcium, -> Magnesium,-> Kalium, -> Natrium
  • Das Wetter ist für unerfahrene Flachländer schwer zu beurteilen. Es kann sehr schnell umschlagen und bildet damit für den Bergnovizen eine latente Gefahr.
  • Die Flüge sind in der Regel länger als im Flachland. 6 - 8 Stunden sind normal, 8 - 10 Stunden kommen in der Welle und im Hochsommer oft vor, 10 - 12 und mehr Stunden bei Spitzenflügen. Die notwendige Kreislauffitness ist nicht jedem gegeben.
  • Der Boden, die Steine, sind dauernd nahe und tragen zur Nervosität des ungeübten Flachländers bei.
  • Die Gefahr einer Außenlandung im Gebirge dräut subjektiv über dem ungeübten Flachländer. Die Fluchtwege aus langen Alpentälern sind nicht immer offensichtlich, sichere Navigation ist eine Hürde. Das Einschätzen eines Gleitwinkels, selbst von 1:10, ist in den Bergen besonders schwierig.
  • Vorheriges Kartenstudium als Vorbereitung ist unverzichtbar. Trotzdem bleiben beim Berganfänger bei der Navigation in unübersichtlichem Gelände Zweifel. Vor allem, wenn er DRIN steckt im Gelände und nicht DRÜBER.
  • Und – das ist der Hauptpunkt – in den Bergen wird bei stärkerem Wind geflogen als im Flachland. Das dauernde oder manchmal überfallartige "der-Turbulenz-ausgesetzt-sein" ermattet ungeübte Piloten physisch wie psychisch. Dazu kommt noch - am Ende des Fluges -, dass an Starkwindtagen die Landung besonders hohe Anforderungen an den Piloten stellt.

Alle diese Hürden kann ich (Horst) nicht verschwinden lassen. Aber ich kann dazu beitragen, dass du sie zu überwinden lernst.

Nicht alle Flachlandpiloten fühlen sich zu den Bergen hingezogen, wollen sich diese Härten antun. Das ist nicht ehrenrührig. Es trauen sich ja auch nicht alle Kajakfahrer auf ein Wildwasser der Stufe IV oder V.

Wenn du diese Beschwernisse und Hürden einmal überwunden hast und dich dann im Gebirge wohl fühlst, dann verspreche ich dir, wirst du nie mehr auf die Fliegerei zwischen und über den großen Steinen verzichten wollen.

 

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