Starker Wind bedeutet auch einen starken Windgradienten und, im schlimmsten Fall, Rotoren am Boden.
Die können – äußerst plötzlich - die angezeigte Fahrt im Flugzeug um 30 und mehr km/h abfallen lassen. Mehr als ein Unfall ist dadurch entstanden, dass in wenigen Metern Höhe die Landung „schlagartig zu Ende“ war. Das Flugzeug sackt durch und schlägt auf. Dass die Kiste dann mehr oder minder Bruch ist, kann man ja noch verschmerzen, aber der oder die Piloten haben dann im schlimmsten Fall das Rückgrat gestaucht oder gar Wirbel oder das Becken gebrochen.
Andersrum kann dich der Rotor mit Gegenwind überfallen und hochheben. Du musst sofort nachdrücken, sonst stehst du in 20 m Höhe plötzlich ohne Fahrt in der Luft und der erste Fall tritt ein.
Der einzige Weg, solche Katastrophen zu vermeiden, ist, mit dem Flugzeug steil und mit Überfahrt (130 km/h, in extremen Fällen 150 km/h) an den Boden zu stürzen, oben mit vollen Klappen, am Boden mit halben Klappen - für maximale Steuerbarkeit um die Längsachse -, ohne Slip, Wölbklappen positiv, aber nicht auf Landestellung (wegen der Querruderwirkung) und dann in geringer Höhe die Fahrt mit vollen Klappen abzubauen und das Flugzeug möglichst ruhig am Boden zu halten, bis es sich selbst setzt. Whow ! Klingt einfach, ist es natürlich nicht so ganz, ist aber machbar und wird erfolgreich praktiziert. Adrenalin pur !
Das ist so ein Fall, wo die Ruder ohne Rücksicht auf Leistungsverluste sehr schnell und voll bewegt werden müssen. Und du kannst dir sicher vorstellen, dass in solchen Situationen ein langer Platz, auch gegen 60 km/h Wind von vorn, beruhigend wirkt. Eine Außenlandung bei diesen Bedingungen ist seit Neuestem von der Vergnügungssteuer ausgenommen. Das solltest du dir möglichst nicht antun. Und glaube nicht, dass dich ein hindernisfreier Anflug vor Turbulenz oder Rotoren bewahrt. Sei immer drauf gefasst !
Für dich als Neuling ist es sinnvoll, dir mal an einem Tag mit Starkwind die Landungen derer, die es schon können (oder zu können glauben), vom Boden aus anzusehen, bevor du es selbst versucht. Sinnvoll ist es auch, eine solche Starkwindsituation erstmal im Doppelsitzer zu erleben.
Die größte Gefahr entsteht in Landesituationen, in denen starker Wind in der Höhe nicht bis zum Erdboden durchgreift und am Erdboden ein Wind in entgegengesetzter Richtung herrscht. Diese Situation kommt auf der Südseite der Alpen dann vor, wenn der Mistral den Erdboden nicht erreicht und unterhalb des Mistrals normaler Talwind von Süd nach Nord bläst, oder sie kommt vor auf der Nordseite der Alpen, wenn der Südföhn nicht bis auf den Talgrund reicht und die normale Talbrise darunter nach Süden bläst.
An der Scherfläche zwischen diesen beiden Windsystemen herrschen maximale Turbulenzen und wabern Rotore, die, je nach Höhenlage der Scherung, über und im Gelände liegen und durch das Gelände beeinflusst, festgehalten und/oder verstärkt werden können. Lokale Kenntnisse sind da lebenswichtig. Massives Fallen kann dich unvorhersehbar in recht niedriger Höhe überraschen und jede vernünftige Landeeinteilung unmöglich machen kann. Rückenwindlandungen oder gar Landungen quer in den Platz mit einem gesteuerten Ringelpietz sind im Fall des Falles vielleicht der letzte Ausweg.
Es ist hilfreich, wenn du weißt, in welcher Höhe die Scherfläche liegt. Liegt sie sehr niedrig, kann es eine Lösung sein, im oberen Windband im Rückenwind das Endteil zu beginnen und steil in den unteren Gegenwind einzutauchen. Punktlandungen auf einem vollen Platz sind so kaum möglich.
Es erhöht die Sicherheit erheblich, die Richtung der letzten Kreise vor der Landeeinteilung so zu wählen, dass du querab zur Platzmitte auf der platzfernen Seite der Kreise im Gegenanflug bist. Der Kreismittelpunkt liegt dann in der normalen Platzrunde. Ein Windenstart ist in dieser Situation nicht zu befürchten. Bei einem plötzlichen Höhenverlust kannst du so am Besten reagieren.
Kurven von 180° mit hoher Fahrt in niedriger Höhe sind äußerst gefährlich. Hochgezogene Fahrtkurven, wenn du sie beherrscht, sind viel sicherer.
Wenn du neu an einem Alpenplatz kommt, solltest du an solchen Tagen keinen Wagemut zeigen, sondern zusehen, wie die Experten, die an diesem Ort schon lange fliegen, diese Situation meistern. Die lokalen Piloten kennen meist die Stellen mit gefährlichen Rotoren und Abwindgebieten und wissen, sie zu vermeiden.