Das ist eine Übung, die du in einen ganz normalen Thermiktag einbauen kannst, wenn du mit deinen Kumpanen ein Dreieck fliegst. Und das geht so - und alle machen das unabhängig von einander gleich:
Wenn du gleitest, musst du den Wert des Steigens aufschreiben (Pärchen Tageszeit - Steigen), den du unter den nächsten Wolken erwartest. Und es ist klar, dass du dann auch diesen MacCready-Wert fliegen musst. Gekurbelt wird nur, wenn die Wolke mehr oder mindestens das bringt, was du angesagt hast, - natürlich darf dich diese Übung nicht in den Boden nageln. Jedes Mal, wenn du gleitest, musst du die nächste Wolke beurteilen. Das kann sich natürlich während des Gleitens ändern, wenn du eine andere Wolke wählst. Ein und dieselbe Wolke darf aber nur einmal geschätzt werden.
Hier gibt es eine Schwierigkeit: Wie kannst du feststellen, welches mittlere Steigen du unter der Wolke hast?
Die Werte, die dir dein Vario gibt, beschreiben das mittlere Steigen der letzten x Sekunden, aber nicht das mittlere Steigen inklusive aller Zentrierkreise etc. Das kannst du sicher erst durch die Analyse deines IGC-Files am Abend erfahren. Diese Info hast du im Flug noch nicht zur Verfügung. Und genau das ist das zweite Ziel der Übung: Du musst ein Gefühl dafür entwickeln, wieviel Steigen du realisieren kannst, unabhängig davon, wie wild der Bart mit dir umgeht.
Bewerten kannst du das am Abend auf folgende Art und Weise:
Du legst deinen Zettel mit den Zeiten und den Ansagen neben deine Baro-Auswertung eines Analyse-Programms (z.B. SeeYou). Jetzt kannst du vergleichen, wie deine Schätzung war und wieviel Steigen du realisieren konntest. Wenn du ±0,3 m/s an deine Vorhersage dran bist, schreibst du dir dafür eine "0" auf einen Zettel. Wenn du auf ±0,6 m/s dran bist, eine "1", wenn du ±1,0 m/s dran bist eine "2", wenn du mit einer Rate kurbelst, die mehr als 1,5 m/s vom geschätzten Wert abweicht, schreibst du eine "5" auf. Am Ende addierst du die Zahlen und dividierst durch die Anzahl der Zahlen. Je näher diese Zahl an der "0" ist, desto besser bist du im Einschätzen der Thermik.
Natürlich kannst du dich beliebig selbst bescheißen. Aber das geht mit dir heim, denn dann nützt die Übung nichts.
Das Verfahren ist ziemlich objektiv. Wenn du an dem Tag mit mehreren Kumpanen geflogen bist und alle haben das so gemacht, bekommt ihr ein gutes Augenmaß für die relative Güte eurer Thermikeinschätzung - und das ist das Ziel der Übung.