Wie möchtest du in die Luft kommen? „Billig und effektiv“, sagte mir mal ein Fliegerkamerad. Nun, das sind zwei Forderungen, die nicht so leicht unter einen Hut zu bringen sind.
In deiner Ausbildung hast du zwei Startarten kennen gelernt, den Winden- und den Flugzeugschleppstart. Du hast bemerkt, dass du mit dem Windenstart sehr preiswert in die Luft kommst. Preiswert? Auf jeden Fall ist er billiger als ein Flugzeugschlepp. Für die Zeit der Schulung, wenn es um hohe Startzahlen geht, da ist er sicher die günstigste Art, in die Luft zu kommen. Dabei muss die Einschätzung, ob ein Windenstart wirklich billig ist oder nicht, jedem selbst überlassen bleiben. Aber ist er auch preiswert, seinen Preis also wirklich wert? Und ist er auch effektiv?
Ein Flugzeugschlepp kostet per se schon mal mehr als ein Windenstart. Wie viel er wirklich kostet, hängt natürlich auch von der Zeit ab, die das Motorflugzeug (oder der Motorsegler oder Ultralight) braucht, um dich in den Orbit zu schleppen und wieder zum Platz zurück zu kehren. Gehen die höheren Kosten einher mit einer höheren Effektivität?
Was meinte der Fliegerkamerad mit seiner Forderung nach Effektivität? Er meinte, dass, vorausgesetzt es herrscht Thermik, er auch thermischen Anschluss findet.
Es steht wohl außer Frage, dass der Flugzeugschleppstart hier eindeutig im Vorteil ist. Auf Anweisung schleppt der/die Pilot/in des Schleppflugzeuges dich dahin, wo du Thermik vermutest und so hoch wie du möchtest. Ob du nach dem Ausklinken dann aber auch die Thermik findest, die du dir erhofft hast, steht auf einem anderen Blatt.
Beim Windenstart klinkst du immer am gleichen Ort und in der gleichen Höhe aus. Das ist insbesondere nachteilig, wenn du früh mit der ersten Thermik starten willst. Liegt dein Heimatplatz auch noch in einer feuchten Auenlandschaft, dann ist dort die Thermik noch nicht so entwickelt wie in den Hügeln ringsum. Dort kommst du aber mit der mickrigen Höhe nach dem Windenschlepp nicht hin. Dann kann es also passieren, dass du unverrichteter Dinge wieder landen und nochmals starten musst. Das bedeutet verlorene Zeit, aber auch zusätzliche Kosten für den zweiten oder womöglich dritten Windenstart. Da wäre ein einmaliger Flugzeugschlepp effektiver gewesen und seinen Preis wert gewesen.
Wenn zwischen 13:00 und 16:00 die Thermik so richtig brummt, dann sind die Chancen, aus der Winde Anschluss zu finden, natürlich groß. Hier neigt sich das Zünglein der Waage dem Windenstart zu, was die Effektivität betrifft.
Wenn du zu dieser Tageszeit einen Flugzeugschlepp machst, kannst du zu fast 100% sicher sein, Thermik zu finden. Außerdem brauchst du bestimmt keine 600 Meter Schlepphöhe. Wenn die Chancen, aus der Winde mit 350 Metern Anschluss zu finden, schon groß sind, brauchst du beim Flugzeugschlepp auch nicht mehr Höhe und hast zusätzlich den Vorteil, den Ausklinkort selbst bestimmen zu können. Fast 100% Effektivität stehen also etwas höheren Kosten als beim Windenstart gegenüber. Du musst für dich selber abschätzen, wie deine Flugabsicht mit deinem Geldbeutel in Einklang zu bringen ist.
Noch billiger geht es eigentlich nur noch per Gummiseilstart. Das beschränkt aber normalerweise deine tägliche Flugerfahrung auf den Sekundenbereich und mit dem Thermikanschluss ist es ganz bescheiden bestellt.