Vor allem ... sei früh auf dem Platz !!!!

Wenn du als unerfahrener Pilot um 9 Uhr morgens auf dem Flugplatz antrittst, um das erste Dreihunderter zu fliegen, da hast du schon verloren.

Wenn ich (der Horst) eine große Strecke fliegen will (> 500 km), bin ich spätestens um 8 Uhr auf dem Platz, meistens noch früher. In der Vergangenheit bin ich zuhause weggefahren, wenn ich den 7-Uhr-Segelflugwetterbericht abgegriffen hatte. Dafür muss ich heute nicht mehr warten. Das kann ich heute mit LapTop und WLAN auf dem Platz machen. Deshalb ist dem Früh-am-Platz-sein keine Grenze mehr gesetzt.

Für die großen Strecken bin ich in diesem Jahr mit der DG800 um 10 Uhr gestartet. Das wird noch früher werden.

Wenn ich von da an zeitlich rückwärts rechne, dann brauche ich

  • 5 Minuten, um mich ins Cockpit zusetzen und die letzten Checks zu machen
  • 15 Minuten, um mich selbst flugfertig zu machen (pinkeln, Urinalkondom, Unterhosen und Hosen mit Pinkelschlitz, Hemd und Jacke, was immer notwendig ist anziehen, vielleicht noch eine Kleinigkeit essen oder trinken, Nase eincremen, Hut aufsetzen, Auto abschließen, Schlüssel hinterlegen)
  • 10 Minuten, um meine Ausrüstung zu verstauen (Essen und Trinken, Karten, Fotoapparat, PDA, Logger laden)
  • 20 Minuten, um den PDA mit den richtigen Daten zu versorgen
  • 30 Minuten, um das Flugzeug aus dem Pyjama zu schälen und die Stellen zu säubern und zu polieren, die ich abends übersehen habe, die Abklebung eventuell zu erneuern und die Kiste so hinzustellen, dass ich niemand behindere, aber autonom starten kann
  • 30 Minuten für das Schwangergehen mit einer Streckenentscheidung bis zur Geburt, meist begleitet von Diskussionen mit den anderen Piloten
  • 30 Minuten, um die Wetterberichte einzusehen
  • 10 Minuten, um die frühmorgendliche Natur zu bewundern und den Rohrdommeln zuzuhören

Wie du siehst: Mehr als zwei Stunden gehen bei mir drauf, bis ich die Hand am Starter habe. Und dabei wurde noch nicht einmal ein größeres Briefing mit eingerechnet.

Ich nehme mir mal die Freiheit anzunehmen, dass du als Newbie nicht ganz so gewandt bist, deine Vorbereitungen durchzuführen. Außerdem willst du eventuell mit einem Vereinsflugzeug, nicht mit dem eigenen Motorsegler fliegen. Da darfst du drei Stunden für eine ernsthafte Flugvorbereitung einplanen.

Und jetzt kommt die ganz einfache Rechnung: Start um 10:30 → Beginn der Vorbereitung 07:30 !!!

 

Du musst deine Kiste von der Decke leiern, vielleicht auch vorher noch andere Maschinen ausräumen. Du brauchst Batterien, die auch wirklich voll sind. Oder willst du den Erfolg riskieren, weil auf dem letzten Schenkel der Logger ausfällt ?

Geht dein Navigationssystem ? Hast du soviel Routine auf der Vereinsmaschine, dass du dessen sicher sein kannst ? Ohne meinen eigenen Vereinskameraden nahe treten zu wollen, das ist meistens nicht der Fall.

Hast du in den letzten zwei Wochen mal 6 Stunden geflogen ? Weißt du, wo es dich am A... drückt ? Welcher Riemen am Fallschirm deinen Hüftknochem malträtiert ? Du musst sicher sein, gut und ohne Druckstellen zu sitzen.

Ist dein Be- und Entwässerungssytem installiert ? Sind die Brötchen so verstaut, dass du nicht den Houdini machen musst, um im Flug wieder da dran zu kommen ?

Ist der Hänger vorbereitet ? Bei uns im Verein sieht die Hänger selten ihre Bewohner. Sind alle Befestigungsgadgets im Hänger ? Sind die Papiere an der Klappe angeklebt ? Ist der Hänger überhaupt straßentauglich ? Wer holt dich - im Fall des Falles - mit welchem Auto zurück ?

Du kannst der Hektik vorbeugen, wenn du früh da bist. Wenn du nicht über den Luxus einer eigenen Maschine verfügst, musst du damit rechnen, dass noch Arbeiten auf dich zu kommen, die du zeitlich nicht einkalkuliert hast. Die Enttäuschung ist groß, wenn dein Vor-Pilot dir zuviel zu tun übrig gelassen hat und du dein Wetterfenster nicht voll ausnutzen kannst.

Also: Du hast Ambitionen im Leistungsflug auf den Vereinsmaschinen, dann sei spätestens um 07:30 am Platz. Und ich lasse dir dabei Raum, die Erfahrung zu machen, dass das gelegentlich zu spät ist.

 

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