Wenn du am Anfang deiner segelfliegerischen Karriere stehst, solltest du keine Zeit verschwenden mit komplizierten Gedanken zur Streckenwahl. Sicher gibt es ein paar Ecken, wo von deinem Platz keiner hinfliegt. Die kannst du beachten, aber vergiss am Anfang irgendeine Optimiererei für OLC- oder DMSt-Punkte.

Nur so viel :

Als Rainer Meng, Hacki Specht und ich in den LS1f-Flegeljahren waren (1978-80), sind wir fast nur 300-er-Dreiecke geflogen - und sehr oft die gleichen oder sehr ähnliche.

  • Reinheim - Idar-Oberstein - Karlsruhe - Reinheim
  • Reinheim - Karlsruhe - Hermutshausen - Reinheim
  • Reinheim - Hassfurt - Ingelfingen - Reinheim

Nach OLC-Kriterien (Strecke optimal für hohe Geschwindigkeit) wären diese Wendepunkt ziemlich "suboptimal". Warum haben wir das damals so gemacht ?

Es gab damals noch keinen OLC, sondern nur den DMSt, und der bevorzugt angemeldete Dreiecke und .... wir wussten es nicht besser.

Wir haben aus der Situation immer ein Wettrennen gemacht. Abgeflogen sind wir zusammen, wir haben uns auch immer offen gegenseitig informiert, aber wir sind "gegeneinander" geflogen, obwohl wir nie mehr als Minuten auseinander waren. Dabei ging es bloß um die Ehre, als erster wieder in Reinheim aus dem Cockpit zu springen, über den Graben zu hüpfen und an den Wohnwagen (die durften damals noch an den westlichen Weiden stehen) als erster was vom Erdbeerkuchen zu bekommen (meist das größte Stück).

Diese Zeit war - das wissen wir heute - eine Zeit des intensiven Lernens. Die zunächst langweilige erscheinende Wiederholung von Dreiecken mit dem Ziel, immer schneller zu werden, hat dazu geführt, dass wir für die offensichtlichen Schwachstellen der Strecken

  • Überquerung des Pfälzer Waldes bis in die thermikarme Gegend von Landau
  • aus Kraichgau wurde damals Kriechgau
  • von Hassfurt kommend Anschluss an den Spessart

immer andere kreative und situative Lösungen finden mussten. Es hat uns gelehrt, uns durchzubeißen, nicht dem guten Wetter nachzufliegen, wie das heute im OLC gang und gäbe ist. Das hat uns fit gemacht für Wettbewerbe.

Quintessenz für dich als Anfänger:
Wähle einfach eine Streckenfamilie (von Reinheim aus Dreiecke mit Wenden in Richtung Hassfurt, Rothenburg o.d. Tauber und Richtung Karlsruhe), baue Strecken im Raster von 20 km und fliege.

Du kannst ja vorher zu deiner Rückversicherung mal einen alten Hasen fragen, ob irgendeine dieser Strecken aus einem jetzt nicht sichtbaren Grund wirklich nicht geflogen werden sollte, aber ich halte das für sehr unwahrscheinlich. Und dann fliege, fliege, fliege ...

Viel wesentlicher im Sinne deiner fliegerischen Weiterbildung als die Wahl der Strecke ist, ob du eine Gruppe Gleichgesinnter findest, die dir, wie uns damals, eine direkte Vergleichsituation schenkt.

Natürlich musst du dich nach dem Wetter richten. Wenn von Westen eine Front kommt, ist es natürlich Unsinn, den letzten Schenkel nach Westen zu legen.

Und bei starkem Wind wählt man nicht den letzten Schenkel gegen den Wind (auf jeden Fall nicht als Anfänger).

Davon abgesehen: Lernen kannst du überall. Auch schwache Tage solltest du durch formal korrekt durchgezogene Dreiecksflüge nutzen, auch wenn es nur Dreiecke von Reinheim zur Neunkirchner Höhe und nach Vielbrunn sind. Einfach nur in der Luft zu bleiben und die jeweils am schönsten lockende Wolke anzufliegen, das übt nur bedingt. Ein Ziel unter allen Umständen zu erreichen, das übt.

 

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