Bei der Sollfahrttheorie geht es um die optimale Geschwindigkeit, mit der zwischen den Phasen des Kurbelns geradeaus geflogen werden soll. Dabei soll die Fluggeschwindigkeit dem aktuellen meteorologischen Fallen oder Steigen der durchflogenen Luftmasse ideal angepasst werden.

Betrachtet man die Geschichte der Sollfahrtheorie, dann war das zu Beginn der 60-er Jahre im alten Jahrhundert eine sinnvolle Vorschrift. Die Flugzeuge waren so langsam, dass diese Vorschrift meistens auch sinnvolle Ergebnisse gezeitigt hat.

Seit etwa 1980 aber sind die Flugzeuge im Geradeausfliegen so schnell, dass die immer aktuelle Anpassung an die Umgebungsverhältnisse nicht nur die Physis des Piloten überfordert, sondern es hat sich inzwischen auch durch Messung erwiesen, dass es wegen der verschiedenen Zeitkonstanten in den Dämpfungsgliedern im Nachregelkreises (Vario, Mensch, Steuerung, Aerodynamk) besser ist, nicht als Kunstflieger bis zum Kotzen auf- und ab zu wippen, sondern mit eher gleichmäßiger, dennoch angepasster Geschwindigkeit geradeaus zu fliegen.

Das vermeidet die schädlichen Effekte der zeitlich inadäquaten (meist zu späten) Geschwindigkeitsänderungen, das Fliegen mit temporär absurd hohen dynamischen Flächenbelastungen. Und das entlastet den Piloten vom akribischen "Zeigernachfliegen" und gibt ihm Luft für wesentlichere Dinge wie Beobachtung des Wetters und der Konkurrenz.

Der erste prominente Pilot, von dem bekannt wurde, dass er mit dieser Technik flog, und der diese Technik mit den oben genannten Gründen propagierte, war Ingo Renner. Inzwischen hat er viele Nachahmer gefunden.

Ich selbst bewege mich dazwischen. Meistens fliege ich (fast) Block-Speed, aber bei Endanflügen in ruhigem Wetter halte ich mich an die theoretisch optimale Fahrt gebunden.

Leider gibt es bei den gängigen High-End-Sollfahrtgeber-Systemen (Butterfly, LX, ..) noch keine Konfigurationsmöglichkeiten, um eine feste Sollfahrt vorzugeben.

 

 

In diesem Kontext sind zwei Artikel von David ELLIS zu lesen (dem Erfinder des CAI 302), das lange Jahre das Maß der Dinge von Variometern war. Er beschreibt seine Bemühungen um eine besseres Vario (ohne die Fehlanzeigen aus der Dynamik des Fluges und des horizontalen Böen und ohne den Einfluss der Knüppelthermik).

Auf dieser WebSite wird hier detailliert auf diese Artikel Bezug genommen. Sie sind sehr erhellend für jeden, der in sein eigenes Vario verliebt ist. Bei mir jedenfalls hat das zu einer äußerst kritischen Betrachtung der Vario-Anzeigen geführt.

 

 

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