Wenn du schon oben bist, musst du versuchen, tragende Linien zu finden und oben zu bleiben. Das ist die hohe Kunst des Segelfliegens.
Tragende Linien können rein thermisch hervorgerufen werden, im deutlichsten Fall als Wolkenstraßen.
Es können aber auch orographische Besonderheiten sein : lang gezogene Abreißkanten, Hänge, Grate, Linien mit besonderer Bodenbeschaffenheit.
Im Flachland kommt es zwar selten vor, dass Hangflug und thermischer Streckenflug kombiniert werden können, aber es lohnt sich, sich solche Zusammenhänge zu suchen und zu beachten. Und wenn es nur darum geht, in einer kaum erkennbaren Rotorlinie parallel zu einem Hang zu fliegen (z.B. entlang der Pfälzer Haardt oder entlang des Haardtwaldes auf der rechten Rheinseite).
Wenn Wolkenstraßen gezeichnet sind, ist das einfach. Aber richtig wirksam wird das, wenn es dir gelingt, bei offenen Wolkenzellen oder noch weniger zusammenhängenden Wolken Pfade zu finden, die dich keine oder möglichst wenig Höhe kosten. Dazu musst du vielleicht kleine Umwege fliegen, um Punkte miteinander zu verbinden, die thermisch hervorragen. Es gilt also, diese Punkte zu erkennen und in eine Linie zu kleiden.
Im besten Fall - und auch noch ohne ausgeprägte Wolkenstraßen -, nur mit gereihter Thermik oder mit gereihten Kumulanten (offene Zellen) ist manchmal möglich, auf Teilstrecken sogar Höhe zu gewinnen.
Wenn du schwache tragende Linien gefunden hast, wirst du "in die Versuchung" kommen, durch eine niedrigere MacCready-Einstellung als theoretisch geraten die Höhe zu erhalten.
Tragende Linien bei Wolkenthermik zu finden ist gang und gäbe, aber die hohe Schule ist, das auch im Blauen zu schaffen. Auch ohne Kondensation können sich (ohne Wolken) Thermikstraßen bilden. Und auch ohne Kondensation wirken die angestrahlten Hänge als Auslösekanten.
Es lohnt sich, genau in den Himmel zu schauen. Oft entstehen zwar keine Kondensen, aber die existierende Thermik hat so viel Staub mit hochgezogen, dass du ganz schwache Strukturen erkennen kannst, die die Thermik markieren.