Sauerstoff ist notwendig zur Atmung, kann jedoch im Extremfall auch zur Gefahr werden.
Ab 15-1800 m NN fällt die Sauerstoffkonzentration im Blut auch bei gesunden, ans Flachland adaptierten Menschen messbar ab.
Viele Menschen, auch Segelflugpiloten, erleben das als Kopfschmerzen und Übelsein. Lebt ein Mensch dauerhaft in höheren Regionen, passt sich sein Kreislaufsystem meistens - aber (genetisch bedingt) nicht immer - an. Die Dauer der Anpassung liegt bei 3 - 6 oder mehr Wochen, ist also länger als der gewöhnliche Fliegerurlaub. Es gibt jedoch Menschen, deren Körper überhaupt nicht adaptieren können.
Indios und Tibeter, die auf 4000 m und höher in den Anden oder im Himalaya leben können, sind genetisch angepasst (siehe Langstreckenläufer aus dem Hochland von Äthiopien und Kenia).
Für uns Segelflieger ist diese ganze Anpassungssache unwesentlich. Wir haben nie die Zeit zur Anpassung: Morgens in Serres 700 m, mittags am Matterhorn 5000 m. Wir brauchen künstliche Sauerstoffzufuhr !! Heini Schaffner hat das erschöpfend beschrieben.
Neben diesem lebenswichtigen Aspekt, dass wir Sauerstoff beim Höhenfliegen absolut brauchen, gibt es noch eine wenig bekannte Kalamität bei der Benutzung von Sauerstoff.
Wenn Sauerstoff in Reinform mit Fett in Kontakt kommt, entzündet sich das Fett spontan. Das ist keine hypothetische Gefahr, sondern eine höchst reale. Eine solche Demo am Boden ist sehr eindrucksvoll. Wenn der Schlauch von der Sauerstoffflasche abspringt und Sauerstoff ungebremst mit 0,8 bar Überdruck im Kofferraum eines Segelflugzeugs austritt, ist das ganz nahe bei den Fetträndern an den Bolzen. Da kannst du nur hoffen, dass genügend Gasdurchmischung zustande kommt, damit das Fett nicht zu brennen beginnt.
Ich (Horst) hatte in Sisteron zusammen mit Karl Wittig mal das "Vergnügen" mitzuerleben, dass an beiden Sauerstoffflaschen in der ASH die Schläuche von den Druckreduzierern absprangen (TyWraps vergessen!). Wir sind dann anschließend 1,5 Stunden bei -15° mit offenen Fenstern und offener Lüftung geflogen, bis die Flaschen leer waren. Die Idee war, die Sauerstoffkonzentration durch Luftzufuhr unter die kritische Mischungsgrenze zu drücken. - Aber landen wollten wir natürlich auch nicht. Die Wellen haben funktioniert wie blöd. Ich bin nie mehr solange mit geöffneten Bremsklappen geflogen.
Bei Beatmung durch die Maske ist das für deine Lippen eine reale Gefahr. Du hast vielleicht einen fettigen Lippenstift aufgetragen, um die UV-Strahlung zu kompensieren. Wenn du dir eine O2-Dusche verpasst, bekommst du reinen Sauerstoff in die Maske geblasen und das Fett des Lippenstiftes kann zu brennen beginnen. Moderne Lippenstifte haben einen hohen Anteil an Vaseline. Da besteht das Problem nicht oder nur in einem weit geringeren Maße.