Der Unterschied in der Handhabung einer Maschine ohne Wasser und mit vollen Tanks ist beträchtlich. Deshalb solltest du das Ballastfliegen ausgiebig üben, bevor es um die Wurst geht (große Aufgabe oder Wettbewerb). Das Flugzeug wird träger bei Änderungen der Schräglage, es steigt nicht so gut, lässt sich nicht so eng kurbeln, aber es geht ab wie Schmitt's Katz, wenn du drückst, und es steigt endlos, wenn du die Fahrt wieder raus ziehst.
Damit müsste eigentlich klar sein, wofür man Wasser braucht: Zum Geradeausfliegen.
Wieviel Wasser du mitnehmen kannst, wird begrenzt durch die Physik und die Angaben in deinem Flughandbuch, im Wettbewerb eventuell auch durch andere Regeln.
Vorausgesetzt die Größe der Tanks lässt das zu, gilt:
Maximaler Ballast ist gleich maximales Abfluggewicht deiner Kiste minus Leergewicht der Kiste minus Zuladung (du und dein dicker Bauch, dein Fallschirm, deine Wasserflasche, dein Fischbrötchen und dein Beischlafsutensilienkoffer).
Bitte beachte: Die meisten Flugzeuge werden, wenn du Ballast einfüllst, schnauzlastig. Für gutes Wetter mit viel Geradeausfliegen ist das gar nicht schlecht. Aber es ist sehr schlecht fürs Kurbeln, denn um die Nase hoch zu bekommen, musst du oft ziehen bis zum Anschlag. Um das zu verhindern, haben die neueren Flugzeuge einen Hecktank, mit dem das Flugzeug schwanzlastig getrimmt werden kann. Vorsicht: Das Hecktankventil muss sich unbedingt öffnen, wenn der Hauptballast abgelassen wird. Wenn der Hauptballast weg ist und du hast nur noch den Hecktank gefüllt, ist dein Flugzeug gefährlich schwanzlastig getrimmt, vielleicht sogar außerhalb der Betriebsgrenzen. Bitte überprüfe das.
Wie du der Literatur sicher schon entnommen hast, ist es nicht sinnvoll, immer und in allen Situationen mit vollen Tanks zu fliegen. Lassen wir die taktischen Spielchen mit Wasser im Wettbewerb hier mal außen vor, reden wir nur vom „normalen“ Streckenflug.
Der Streckentag beginnt bekanntlich möglichst früh am Morgen, wenn die Thermik noch nicht voll entwickelt ist. Da ist es schon kitzlig, mit einem schwer beladenen Bomber in den ersten schwachen Bärten oben zu bleiben oder zu steigen. Du musst selbst heraus finden, wie schwer du in den ersten schwachen Bärten noch zurechtkommst.
Nimm beim ersten Versuch in der LS4 mal 40 Liter mit und sieh, wie weit du damit kommst. Wenn es nicht klappt, lass das Wasser ab und genieße den Tag. Nimm beim nächsten Mal 10 Liter weniger mit. Wenn du damit zurechtkommst, nimm beim nächsten Mal wieder 5 Liter mehr mit, usw., usw. Da hast du die Übung, mit dem zusätzlichen Gewicht zu fliegen, gleich mit eingebaut in die Bemühung, das optimale Gewicht selbst zu finden.
Natürlich ist dieses optimale Gewicht nicht immer gleich. Mit der Zeit wirst du herausfinden, dass bei Hammertagen auch die frühen Bärte schon sehr gut sind und ein volles Flugzeug tragen. Und du wirst lernen, für schwächeres Wetter Abstriche am Gewicht zu machen.
Es gibt kein absolutes Maß für die Menge Ballast, der für dich optimal ist. Die Brigliadoris haben in ihrem Buch auf Seite 138 der deutschen Ausgabe eine Tabellenrechnung dargestellt, die dich zu einem derartigen absoluten Maß führen soll.
Bitte betrachte diese Angaben mit Vorsicht. Die Brigliadoris können ohne Zweifel sehr gut fliegen und sind es gewöhnt mit Ballast umzugehen. Bist du das auch schon ? Die Wassermenge, die du mitnehmen kannst, hängt ab von deinem Flugzeug (maximales Fassungsvermögen, maximales Abfluggewicht), dem Wetter (rabiat böig oder eher ruhig, breite oder enge Bärte, mit oder ohne gereihte Thermik) und deinem handwerklichen Können und deiner Vertrautheit mit genau diesem Flugzeugtyp.
Alles in allem, nimm den Ballast am Anfang deiner Überlandfliegerei nicht zu wichtig. Schnelles Steigen und Pfadwahl im Gleiten sind viel wesentlicher, wenn du schnell sein willst und weit fliegen willst. Entscheidend bei allen Aufgaben (außerhalb eines Wettbewerbs) ist, wie du in schwacher Thermik zurechtkommst. Erst wenn dir das Ballastfliegen leicht fällt und keiner besonderen Aufmerksamkeit mehr bedarf, kannst du die letzten paar Prozent Leistung, die dir das Wasser geben kann (nicht muss), anknabbern.