An einem mittelprächtigen Tag im hessischen Bergland (woanders ist das ziemlich sicher genauso) mit wenig Wind (< 15 km/h) haben die Bärte einen horizontalen Querschnitt, der wie folgt skizziert ist.
Der Bart ist rot markiert, die dunklere Farbe sollen die Steigkerne anzeigen.
Der Bart ist leicht oval mit der langen Achse in Windrichtung.
Um den Bart herum in Blau-Schattierungen das Fallen, das den Bart umgibt.
Genau in der Windachse ist das Fallen-Polster um den Bart herum am dünnsten. Deshalb ist es sinnvoll, bei Wind die Wolken immer aus der Achse des Windes heraus anzufliegen und von ihnen fortzufliegen. Damit wird das starke Fallen wind-querab vermieden.
Bei stärkerem Wind wird das Oval flacher.
Für uns Segelflieger ist wichtig zu wissen, dass die Mehrzahl der Bärte nicht vom Boden bis zur Basis gleich stark sind. Unterhalb der sogenannten Konfluenz-Höhe ist es sehr schwierig, wieder hoch zu kommen. Das liegt an der Schwäche und Enge der meisten Ablösungen. Nur wenige Auslösepunkte sind mit einem Wärmereservoir gesegnet, das groß und stark ist und kontinuierlich Nachschub liefert. Es gibt solche Bärte, aber die sind selten. Sie sind auch meistens ortsfest, hängen an orographischen Gegebenheiten.
Die Bärte von schwächeren Auslösepunkten, die nahe beieinander liegen, fließen oft zusammen (Konfluenz) und bilden dann einen besseren Bart.
Die Höhe, in der diese Mini-Bärte einzelner Ablösungen zusammenfließen, ist nicht exakt zu bestimmen. Sie hängt ab vom Wind, von Stärke und Böigkeit. Je böiger und stärker der Wind, desto höher liegt die Konfluenzhöhe. Für dich als Segelflugpiloten heißt das, dass du es möglichst nicht zulassen darfst, unter die Konfluenzhöhe zu kommen, sonst hast du es schwer, wieder hoch zu kommen. Das Absaufrisiko ist dann sehr hoch.
Bärte sind nicht gleichmäßig stark von unten (Konfluenzhöhe) bis oben hin (Inversion oder Wolkenbasis).
Betrachte die links skizzierten Temps. Die Kraft, die auf ein Luftpaket wirkt und es nach oben treibt, in ungefähr proportional zu der Fläche zwischen Zustandskurve und Adiabate oberhalb des aktuellen Niveaus.
Du siehst, bei Blauthermik, wie im linken Fall, bei einer sehr hoch liegenden Inversion, geht dem Bart ganz allmählich die "Luft" aus. Die Restfläche wird mit der Höhe rasch immer kleiner. Da lohnt es sich kaum, bis oben hin zu kurbeln.
Bei Blauthermik mit einer niedrig begrenzenden Inversion, ein häufig auftretender Fall, schwindet die Fläche nicht so schnell. Das Steigen bleibt gut bis zur Inversion und hört dann abrupt, meist in unerwarteter Turbulenz, auf. Da lohnt es sich zu kurbeln bis oben hin. Dieser Fall geht oft einher mit leichten Flusen, die die Thermikkuppen markieren.
Bitte Vorsicht:
Die Beendigung des Luftaufstiegs an einer Inversion kann so abrupt und turbulent geschehen, dass ein Segelflugzeug nicht mehr kontrolliert geflogen werden kann. In den Bergen, wo Inversionen oft unterhalb der Gipfel oder nahe an den Gipfeln liegen, werden viele bisher unerklärbare Unfälle mit diesem Phänomen der Turbulenz an der Inversion in Zusammenhang gebracht.
Im rechten Fall, bei Wolkenthermik, ist die Restfläche oberhalb der Basishöhe noch groß, das Steigen bleibt dementsprechend auch bis zur Basis stark, wird sogar zur Basis hin noch stärker.
Neben diesen Prototypen gibt es natürlich noch jede Menge absonderlicher Situationen:
Inversionen können durch stark ansteigende Bodentemperaturen durchbrochen werden. Dann lohnt es sich, in der Turbulenz am (vermeintlichen) oberen Ende der Blauthermik zu insistieren, sich durchzuquälen, bis die Thermik über der Inversion wieder gleichmäßig und stark wird. Du fliegst dann in einem oberen Konvektionsraum. Eine solche Inversion kann, je nach Wetterlage und Einstrahlung, völlig ausgeheizt werden. Sie verschwindet und ist nicht mehr wetterwirksam. Oder sie bleibt weiter bestehen und es lohnt sich weiterhin nur an exponierten Stellen, die Inversion zu durchsteigen. Mühsam erkämpfte Inversionsdurchbrüche sind im Spätsommer in den Alpen oft die einzige Möglichkeit, aus dem flachen Vorland oder aus breiten Tälern in die hohen Berge einzusteigen.
Wenn Wolken flach bleiben, wird ihre Höhe ebenfalls von einer Inversion begrenzt. Wenn sie abtrocknen, ist das das Zeichen, dass die Inversion absinkt oder die Temperatur die Basishöhe in die Inversionshöhe hinein treibt. Dann hat die Wolkenthermik die gleichen Charkteristika wie Blauthermik: Oben wird das Steigen schwächer.
Wenn du große Strecken fliegen willst, musst du diese Charakterika beachten und danach das Höhenband wählen, in dem du fliegen willst, um schnell zu sein.