Es liegt auf der Hand, dass du im Gebirge das Hangfliegen beherrschen musst. Und es ist ein wenig anspuchsvoller als im "Flachland" am Teutoburger Wald oder an der hessisch-badischen Bergstraße.
Und: Dieses Beherrschen kommt nicht von allein. Du musst es technisch üben wie Steilkreise oder Slip oder Trudeln. Glaube nicht, dass du dir das in einem 14-tägigen Urlaub in den Alpen selber beibringen kannst. Suche dir einen Lehrer und investiere ein paar Stunden Doppelsitzer.
Ich habe das Hangfliegen in den groben südfranzösischen Steinen bei Jacques Noël gelernt. Heute noch bin ich dankbar für diese Unterweisungen. Sie haben mir das Gefühl von Sicherheit gegeben, ohne das ich in den Steinen nicht fliegen würde.
Wenn du das heute lernen willst, musst du zu Christian Schneeberger gehen, der jetzt in La Motte du Caire die Stelle besetzt, die früher Jacques Noël innehatte. Oder du nimmst Kontakt auf zu Robin Dautremer, der früher in Serres bei Klaus Ohlmann die Basisschulung veantwortet hat. Er fliegt jetzt (leider nur noch unregelmäßig) in Aspres sur Buëch.
Jacques hat mir vor 25 Jahren beigebracht:
Nicht jede Böe am Hang ist "böse", aber wenn sie einsetzt, kannst du das nicht sofort entscheiden, sondern erst ca. 1,5 Sekunden danach.
Deshalb leite ich bei jeder auffälligen Böe mit einer sehr zügigen Ruderbewegung eine Kurve vom Hang weg ein, unter leichtem Nachdrücken. Jacques nannte das auf gut Neu-Französisch "avoiding action". Innerhalb der 1,5 Sekunden (vielleicht sind es auch nur 1,448 Sekunden oder sogar 1,6278 Sekunden) kannst du normalerweise schon erfühlen, dass dir die Böe nicht gefährlich werden wird, und du nimmst die Ruder zurück. Du wirst dann noch ein wenig mehr Überfahrt haben, als du sowie so schon brauchst für dein seelisches Wohlbefinden, aber du kannst dich dann wieder dem Hang anschmiegen. Wenn die Böe gefährlich war, bist du in der richtigen Situation, um vom Hang weg zu kommen ("eviter la pente").
Außerdem schiebe ich am Hang immer so, dass die hangnahe Fläche 3-5° vorne ist. Das erzeugt eine "gute" Asymmetrie, die der ganz oben beschriebenen gefährlichen Asymmetrie entgegenwirkt. Du hast den geringeren Auftrieb an der abgeschatteten hangabgewandten Fläche. Dein Flugzeug wird es deshalb vorziehen, vom Hang weg zu kippen.
Übrigens:
Auch wenn du eine Negativ-Böe bekommst, hilft dieses Verfahren, dich auf die sichere Seite zu retten.
Übrigens:
Ich schiebe auch in den Wind, wenn ich über dem Grat entlangfliege. Das ist nicht mehr so sehr dem Abkipprisiko geschuldet, als vielmehr meinem verständlichen Wunsch, die Steine, die mir den Bauch aufschlitzen könnten, zu sehen, statt sie unter dem Rumpf zu verstecken.
Und eines noch:
Jacques hat mir eingebläut, Kare vor dem Hang (oder auch prominent flachere Stellen am Hang wie die Lachau vor der Dourmillouse) nie in geringer Höhe zu überfliegen, sondern immer an der Außenkannte entlang zu fliegen.
Wenn die Luvkante dieser Stelle eine Ablösung erzeugt, kann es über der flachen Stelle oder dem Kar Abwind geben. Das kann tödlich enden.
Die Serre de Montdenier bei Puimoisson ist eine dieser gefählichen Stellen.
Flache Hänge sind sehr gefährlich. Sie sehen unspektakulär aus, aber wenn du Sinken hast, wo fällst du hin ??? Du musst nachdrücken - auf den Boden zu - und dann auch noch vom Hang wegkurven. Da geht die Düse. Am Hang schnell zu fliegen hilft, schafft Sicherheit !! Aber was tun, wenn dafür nicht genügend Steigen da ist.
Halte Abstand. Es ist verlockend, an diesen übersichtlichen Hängen in schwachem Steigen dicht und langsam entlang zu fräsen. Du kommst auch bestimmt einmal in eine Situation, in der es für dich heißt: Absaufen oder Hangfliegen. Bleibe cool, aber auf der Hut. Wenn es nicht wirklich sein muss, lass es sein.
Wenn ein Hang nicht funktioniert, obwohl er dem Wind ideal exponiert ist und der Wind recht stark ist (> 15 km/h), dann gibt meist einen einfachen Grund dafür : Es steht ein Rotor oder zumindest ein Bart davor. Fliege einfach senkrecht vom Hang weg, 500 m bis 1 km. Mit etwas Glück und Geschick findest du dort einen Aufwind, der dich rettet.