Unmittelbar nach dem Krieg beschäftigte sich in den USA der spätere Weltmeister Paul MacCready (bei uns oft fälschlich McCready geschrieben) mit den Sollfahrtproblemen. Im Sinne der Anwendung der Theorie in der fliegerischen Praxis fand er einen genialen Weg : den MacCready-Ring. Ab 1947 flog MacCready mit einem solchen Ring.
In Europa wurde davon zunächst nichts bekannt.
Nach dem Krieg wurde die Schweizer Aerorevue als offizielles Fachorgan der OSTIV die wichtigste Plattform für Veröffentlichungen. Hier erschien 1946 ein Artikel von einem Autor F.D. (voller Name auch Reichmann nicht bekannt) mit dem Titel "Einfaches Verfahren zur Bestimmung der leistungsmäßig günstigsten Fluggeschwindigkeit von Segelflugzeugen". 1948 veröffentlichte S. Maurer einen Artikel zur Optimierung der Reisegeschwindigkeit, im April 1949 A. Labhardt den Artikel "Gleitstreckenoptimierung".
In den Ausgaben 6 und 9 der Aerorevue 1949 veröffentlichte K. Nickel, angeregt durch Maurers Aufsatz, seine Artikel zum "Problem der Sollfahrt bei Optimierung der Reisegeschwindigkeit", die bis dahin eingehendste Darstellung der Theorie, die bis in die Dissertation von Reichmann stehen bleibt und dort nur ergänzt wird. Hier ist interessant zu wissen, dass Karl Nickel der Doktor-Vater von Helmut Reichmann wurde.
Im Juli 1949 hielt MacCready in Elmira einen Vortrag über seine Theorie, veröffentlichte in der Schweizer Aerorevue nur einen sehr kurzen Artikel, in dem er Bezug nahm auf Nickels Arbeiten. Erst 1954 veröffentlichte MacCready in "Soaring" einen ausführlichen Artikel zu seinen Erkenntnissen.
Weitere Arbeiten erschienen von K. Nickel 1955 mit Schwerpunkt "Geschwindigkeitsoptimierung bei Wellenflügen", 1963 von Heinz Huth "Probleme des Leistungssegelflugs" mit einer Bauanleitung für einen Endanflugrechner, 1967 erschien das Büchlein "Grundtheorie des modernen Streckensegelflugs" von Fred Weinholtz, das den Durchbruch für die Verbreitung des Wissens über die Theorie im deutschsprachigen Raum brachte.
Ein umfängliches Bild der Theorie-Entwicklung ist in den OSTIV Publications und später im Technical Soaring Magazin zu verfolgen.
Es wurden Themen behandelt wie : Optimierung der Geschwindigkeit im Delphinflug, Optimierung der Lastvielfachen im Delphinflug, Mitnahme von kursabweichenden Wolkenstraßen in Abhängigkeit von Wind und Thermikstärke.
Die "große" Theorie war aber eigentlich mit MacCreadys und Nickels Arbeiten geschrieben. Helmut Reichmann hat alles bis 1975 dazu gekommene (Thermikmodelle und theoretische Ableitungen) in einem konsolidierten theoretischen Ansatz vereint, versöhnt, geordnet und weiterentwickelt und bereitgestellt. Sein Buch "Streckensegelflug" ist bis heute das Standardwerk für jeden ambitionierten Segelflugpiloten.
Mindestens ebenso wichtig wie der theoretische Erkenntnisgewinn war die Weiterentwicklung der Instrumente.
Es wurde üblich, die Varios nicht mehr am statischen Druck anzuschließen (Erster Vortrag zu diesem Thema durch Frank Irving bei der OSTIV-Tagung 1954 in Buxton), sondern an einem Kompensationsdruck mit Kompensationsfaktor -1. Damit waren, zumindest theoretisch, alle Effekte von Fahrtvariationen (volkstümlich "Knüppelthermik") beseitigt.
In den 60-igern erschienen im Zuge der Entwicklung von Transistoren die ersten elektrischen Variometer mit akustischer "Anzeige" des Steigens. Diese Nutzung eines "zusätzlichen" Info-Kanals vom Instrument zum Piloten führte dazu, dass die Piloten die Augen viel mehr und öfter außerhalb des Cockpits hatten als vorher. Das zog erhebliche Gewinne an Sicherheit für den Segelflug und an Leistung der Piloten nach sich.