Es ist für mich enttäuschend, dass viele Butterfly-Besitzer mit ihren Geräten unzufrieden sind, denn ich bin hochzufrieden mit dem Gerät.
Ich kann das nur so interpretieren, dass die Anleitungen aus dem Handbuch zu schmalbrüstig sind. Sie lassen den Neubesitzer mit allen Anfangsproblemchen alleine. Und genau dieses Manko will ich mit diesem Artikel ausgleichen.
Ich bin einer der ersten Besitzer und Nutzer eines Butterfly Variometers. Und das kam so : Seit mehr als 40 Jahren baue ich meine eigenen Variometer und – als 1990 die Chips gut genug wurden – auch Segelflugrechner. Seit 15 Jahren habe ich versucht, aus dem Rechner einen schnellen, akkuraten Wind heraus zu kitzeln, zuletzt mit einem elektronischen Kompass von PNI. Aber meine Versuchen waren nicht sehr erfolgreich, aus zwei Gründen : Meine Zeit für dieses Hobby im Hobby war beschränkt (vom Vario-Bauen konnte und wollte ich nicht leben) und es mangelte mir an Möglichkeiten und Fähigkeiten, komplexe elektronische Schaltungen herzustellen.
Als die Butterfly Jungs ihr Vario aus dem Segelfliegertag in Darmstadt zum ersten Mal zeigten, war ich sofort begeistert und es war mir klar, dass das die Sensor-Plattform war, die ich all die Jahre eigentlich bauen wollte. Nur 14 Tage nach dem SFT war mein altes Vario ausgebaut und das neue Vario bestellt.
Wirklich neu an diesem Gerät ist, dass die Messwerte von Dreh- und Beschleunigungssensoren in allen Achsen genutzt werden. Die Messwerte werden von einem komplexen Algorithmus zusammen verwoben, um eine Quasi-Trägheitsplattform zu simulieren. Die Algorithmik dahinter beruht auf Kalman-Filtern. Kalman war ein ungarischer Mathematiker, der die zugrundeliegenden Rechenmethoden in den Fünfziger Jahren des letzten Jahrhundert entwickelt hat. Diese Rechenmethoden sind schon lange Bestandteil von Trägheitsplattformen und Trägheitsnavigationssystemen. Jetzt haben Stefan Leutenegger und Sam Gisiger diese, im Butterfly-Jargon AHRS genannte, „Trägheitsplattform“ benutzt, um diese neue geniale Messmethode für den Wind in Kooperation mit Butterfly zu entwickeln.
Zurück zu meiner Bestellung : Wie alle musste ich mich zunächst in Geduld fassen, bis mein Gerät geliefert wurde, und wie alle war ich zunächst bitter enttäuscht davon, wie wenig von den versprochenen Features das Gerät tatsächlich (schon) erfüllte : Keine automatische Steigen-Gleiten-Umschaltung, kein nutzbares Sollfahrt-Signal, kein nutzbares Windsignal, etc, etc. Ich hatte vorher neben meinem Eigenbau-Vario noch ein CAI 302, und an dem habe ich das neue Butterfly gemessen.
Und so kam es über den Beschwerden natürlich zum Kontakt mit den Butterfly-Leuten. Viele der Probleme des neuen Varios kamen mir bekannt vor, denn in genau der gleichen oder einer analogen Form waren die auch bei mir schon in meiner eigenen Vario-Entwicklung aufgetreten. Und dann habe ich es gewagt, den Butterfly Entwicklern den einen oder anderen Hinweis zu geben.
Aus eine anfänglichen Angst, fremdbestimmt zu werden, aus der heraus alle Ratschläge zwar nicht ganz ignoriert, aber doch zurückhaltend betrachtet wurden ("Was will denn der Besserwisser von uns ?"), hat sich im Laufe der beiden letzten Jahre ein vertrauensvolles Verhältnis entwickelt. Die Butterflys wissen, dass ich mit Detail- und Insiderwissen keine Konkurrenz betreiben will/kann, auf der anderen Seite wissen sie, dass ich mit handfesten Erfahrungen aus dem eigenen Segelflugrechnerbau aufwarten kann und dass meine Hinweise (nicht immer, aber immer öfter ;-) ) Substanz haben. Ich habe mir jetzt den Status eines Alpha+ bis Beta-Testers „erarbeitet“.
Ich hoffe, Marc Förderer ist mit meiner Darstellung des Grades meiner bescheidenen Einflussnahme auf die Butterfly-Vario-Entwicklung einverstanden.
Jetzt nach zwei Jahren, mit der Version 1.1 der SW ist das Vario IMHO erwachsen geworden. Die Liste meiner Nachbesserungswünsche ist überschaubar, mit Marc Förderer abgestimmt und ich weiß auch, in welcher Priorität was wann noch gebaut wird.
Aber was wesentlicher ist : So wie es ist, funktioniert das Vario jetzt phantastisch, besser als das CAI 302, das immer mein Maß der Dinge war. Für mich das Herausragendste ist die Windmessung, die eine Akkuratesse und Aktualität hat, die mit den herkömmlichen Algorithmen und Geräten bei weitem nicht erreicht wird. Und genau so einen aktuellen Wind wollte ich seit 20 Jahren für mich selbst mit dem eigenen Vario bauen und habe es nicht geschafft.
Die Windanzeige ist so gut und schnell, dass dem Butterfly-Neuling schon wieder Zweifel kommen, ob das wirklich so sein kann. Auch ich war anfangs zwischen Euphorie und Zweifel gefangen und habe viele Flüge gebraucht, um mir durch Vergleiche zu bestätigen, dass das dann wirklich so ist : An dieser Stelle zu diesem Zeitpunkt herrscht wirklich dieser Wind, auch wenn er vielleicht unplausibel erscheint.
Was Windmessung angeht, ist das Butterfly in einer neuen Welt. Wenn uns Piloten der Wind unplausibel erscheint, ist das nur ein Zeichen dafür, wie ungenau örtlich wie zeitlich wir vorher den Wind angezeigt bekamen. Das Ansaugen von Luft aus der Umgebung in einen Bart hinein gegen die synoptische Windrichtung wird mit dem Butterfly sichtbar. Bei 27 km/h synoptischem Wind habe ich schon 5 km/h Wind in Gegenrichtung im Lee einer Wolke gemessen und Windstille im Bart. Das soll mal einer nicht zweifeln. An diesen Detailgrad der Windanzeige muss man sich erst gewöhnen.
Zur Zeit ist das einzige noch relevante Wehwehchen die Sollfahrt- und Sollfahrtfehlerdarstellung, akustisch und visuell. Hier gibt es noch viel Entwicklungspotential. Und es wird mit hoher Priorität daran gearbeitet.
Ich fliege (bekanntlich) viel in Serres und da kommen alle 14 Tage neue Piloten, von denen dann immer mindestens einer auf sein neues Butterfly schimpft. Über ein paar Hinweisecken landen die Neuankömmlinge dann meist bei mir und ich muss die Leutchen seelisch-moralisch wieder aufrüsten.
Leider bekomme ich von den Butterflys keine Entschädigung für meine Mühen, aber ich muss mal danach fragen.
Nach der etwas länglichen Vorrede jetzt die konkreten Ratschläge : Wie bekomme ich mein neues Butterfly Vario ans Laufen ??